Jugendstil
Möbelstil Jugendstil: Besonderheiten und Merkmale
Die Bezeichnung für den Stil Art Nouveau lautete im deutschem Sprachraum „Jugendstil“. Zeitlich ist dieser Stil von ca. 1885 – 1920 einzuordnen. Typisch für den Jugendstil sind die Aufgabe von Symmetrien, geschwungene Linien, flächige florale Elemente (Iris, Seerosen, etc.) sowie in der gestaltenden Kunst Frauenfiguren mit wallendem Haar und Tierdarstellungen. Im Industriezeitalter betätigten sich nun die Künstler auch als Designer von Gebrauchswaren (Möbel, Gläser etc.) und auch als Architekten. Zu den Bekanntesten zählten u. a. Josef Hoffmann, Otto Wagner, Henry van de Velde, Peter Behrens.
Der Jugendstil war eine prägende Kunstrichtung, die sich um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert entwickelte und tiefgreifende Veränderungen in Kunst, Architektur und Möbeldesign mit sich brachte. Dieser Stil symbolisierte den Bruch mit historisierenden Nachahmungen vergangener Epochen und die Suche nach einem völlig neuen Ausdruck für das moderne Zeitalter.
Der Name „Jugendstil“ geht auf die Münchener Zeitschrift Die Jugend zurück, die ab 1896 ein Sprachrohr für die neue Kunstbewegung wurde. Die Publikation bot jungen Künstlern und Designern eine Plattform, ihre innovativen Ideen vorzustellen. Im deutschsprachigen Raum setzte sich der Begriff „Jugendstil“ schnell durch, obwohl der Stil in anderen Ländern unterschiedliche Bezeichnungen erhielt.
Sachlich konstruktives Möbeldesign von Joseph Maria Olbrich; Buffetschrank um 1913, Ausführung Julius & Josef Herrmann in Wien
Literatur:
vgl. Ausstellungskatalog „Le Arti a Vienna“, Palazzo Grassi, Venedig 1984, Abb. P. 402, Nr. 1-2
vgl. Ausstellungskatalog „Adolf Loos 1870-1933 Private Spaces“, Museu del Disseny de Barcelona, Barcelona 2017-18
Internationale Bezeichnungen und zeitgleiche Entwicklungen
Kunst der 1920er-Jahre
- Art Nouveau (Frankreich, Belgien): In Frankreich und Belgien wurde der Stil als „Art Nouveau“ (Neue Kunst) bekannt, was auf die Pariser Galerie von Siegfried Bing zurückgeht, die diesen Namen trug.
- Modernisme (Spanien): In Katalonien entwickelte sich unter der Führung von Antoni Gaudí eine charakteristische Form des Jugendstils, bekannt als Modernisme, die besonders in Barcelona sichtbar ist.
- Sezessionsstil (Österreich): In Wien und Umgebung wurde der Jugendstil oft als Sezessionsstil bezeichnet, benannt nach der Wiener Secession, einer Künstlervereinigung, die sich 1897 vom akademischen Kunstbetrieb abspaltete.
- Stile Liberty (Italien): In Italien prägte der Name des Kaufhauses „Liberty & Co.“ den Begriff Stile Liberty.
- Modern Style (England): In Großbritannien war der Jugendstil als Modern Style bekannt und beeinflusste die Arbeiten von Architekten und Designern wie Charles Rennie Mackintosh.
Berühmte Sehenswürdigkeiten:
Der Jugendstil hinterließ in vielen europäischen Städten ein beeindruckendes architektonisches Erbe. Einige der herausragenden Beispiele:
- Wien, Österreich: Die Wiener Secession ist eines der bekanntesten Beispiele für den Jugendstil in Wien. Weitere Highlights sind die von Otto Wagner gestalteten Stadtbahnstationen und das Majolikahaus mit seiner farbenfrohen Fassade.
- Paris, Frankreich: Die berühmten Metroeingänge, entworfen von Hector Guimard, sind Ikonen des Art Nouveau. Auch Gebäude wie das Hôtel Tassel in Brüssel (Victor Horta) zeigen die französisch-belgische Interpretation des Stils.
- Barcelona, Spanien: Antoni Gaudís Werke wie die Casa Batlló, die Casa Milà und der Park Güell sind herausragende Beispiele für den Modernisme.
- Riga, Lettland: Riga beherbergt eine der größten Sammlungen von Jugendstilgebäuden weltweit, insbesondere in der Alberta iela.
- Prag, Tschechien: Das Gemeindehaus (Obecní dům) in Prag ist ein beeindruckendes Beispiel des Jugendstils, mit seiner kunstvollen Innenausstattung und den eleganten Fassaden.







Merkmale des Jugendstils in Architektur und Möbeldesign
Der Jugendstil war von einer grundlegenden Einheit der Künste geprägt. Architektur, Möbel, Innenraumgestaltung und Kunstobjekte sollten ein harmonisches Ganzes bilden. Einige Hauptmerkmale umfassen:
Architektur:
- Geschwungene Linien: Die charakteristischen geschwungenen, organischen Formen, inspiriert von Pflanzen und Natur, ziehen sich durch Fassaden, Fensterrahmen und schmiedeeiserne Dekorationen.
- Florale und organische Motive: Ornamente in Form von Blüten, Ranken und Insekten waren häufig in Architekturdetails wie Gitterwerken und Wandreliefs zu finden.
- Ganzheitlicher Ansatz: Die Architektur des Jugendstils integrierte Möbel, Wandgestaltung, Glasfenster und Beleuchtung in ein einheitliches Design.
Möbeldesign:
- Elegante Leichtigkeit: Möbel waren häufig schlank und mit geschwungenen, asymmetrischen Linien gestaltet, die ihnen eine dynamische Erscheinung verliehen.
- Natürliche Materialien: Holzarten wie Eiche, Mahagoni oder Esche waren beliebt, oft kombiniert mit Intarsien und dekorativen Einlegearbeiten.
- Kunstvolle Beschläge: Beschläge aus Messing oder Bronze waren oft mit floralen Motiven versehen und ergänzten das Design der Möbelstücke.
- Kombination aus Funktion und Kunst: Möbelstücke wie Stühle, Tische oder Schränke waren nicht nur Gebrauchsgegenstände, sondern auch dekorative Kunstobjekte.
Sezessionismus im Möbeldesign
Schlicht oder verspielt in kreativer Umsetzung
Die Möbel des Jugendstils spiegeln die Grundprinzipien dieser Kunstrichtung wider. Sie zeichnen sich durch eine einzigartige Ästhetik aus, die Funktionalität und künstlerischen Anspruch vereint. Charakteristisch sind die asymmetrischen Formen, sanften Kurven und die detaillierte Handwerkskunst, die jedes Stück zu einem Unikat machen.
Der Jugendstil ist somit eine der faszinierendsten Bewegungen der Kunstgeschichte, die eine Verbindung zwischen Kunst, Design und Funktion schuf. Ob in Möbelstücken oder beeindruckenden Bauwerken, diese Stilrichtung symbolisiert den Aufbruch in eine neue Ära.
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